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12.09.2016

Olympia 2016: Alles in Allem – ein großartiges Erlebnis mit tollen Eindrücken, viel Spaß und gutem Sport

Karen ist aus Rio zurück, Don Luis ist gut zuhause angekommen. Jetzt ist es an der Zeit für Karen, ein Rio-Resümee zu ziehen:

Ich habe mich sehr gefreut, bei den zweiten olympischen Spielen noch mehr Teil des olympischen „Spirits“ zu sein, und an der Eröffnungsfeier teilzunehmen, sowie im olympischen Dorf zu wohnen. Viele schöne Erlebnisse, Freundschaften und Erinnerungen, die mich sicher mein ganzes Leben lang begleiten werden…

Im Olympischen Dorf habe ich viele andere Sportler kennengelernt und sehr nette Begegnungen gehabt. Besonders schön war es, dass wir Reiter uns sehr gut verstanden haben: Da wir uns zwei Wochen vor der Abreise nach Rio alle schon getroffen hatten, war der Teamspirit sehr gut: Wir haben die Vielseitigkeitsreiter unterstützt und bejubelt, wir haben gemeinsam gefeiert und uns gegenseitig geholfen. Es gab interessante Gespräche mit den Reitern der anderen Disziplinen über Technik, Zucht, Anforderungen und Reitweisen. Als dann auch noch unsere Springreiter die Goldmedaille geholt haben, war die Freude riesengroß!

Eines möchte ich bei aller Freude über die Teilnahme an diesem sehr gut organisierten Großereignis Olympia dennoch nicht verbergen: Auf den Fahrten zum perfekt eingerichteten Turniergelände oder auch zum französischen Haus (Club de France) habe ich viele unschöne und traurige Bilder gesehen, die mich und meine Sportlerkollegen sehr nachdenklich gemacht haben: Wenn man sieht, wie die Menschen dort in den Favelas leben müssen, ist es schon bedrückend, anschließend an 5-Sterne-Hotels vorbei zu fahren und sein Pferd in perfekt gebauten Stallungen zu sehen. Die allgegenwärtige Armut und die Frage, wie es in Brasilien nach den olympischen Spielen weitergeht, war auch ein Punkt, über den wir Sportler oft gesprochen haben.

Zum Sport: Wir sind bereits am 2. August, also 10 Tage vor der ersten Prüfung angereist. Don Luis hat ebenso wie die anderen Pferde den Flug sehr gut überstanden. Wir haben die ersten drei Tage nur wenig gearbeitet, damit die Fitness auch erhalten bleibt. Danach merkte ich Don Luis an, dass er jeden Tag damit gerechnet hat, das Turnier werde beginnen. Er war sofort aufmerksam und arbeitswillig, sehr fein zu reiten und wollte eigentlich immer mehr machen als mein Trainer Jan Nivelle und ich von ihm verlangten.

Am 12.8. war es dann endlich soweit: wir waren am Ende des zweiten Tages direkt vor der Olympiasiegerin Charlotte Dujardin am Start. Da immer nur 2-3 Pferde auf einem Abreiteviereck waren, hatte ich das Viereck zusammen mit Charlotte - das war ungemein inspirierend. Luis war gut drauf und wir konnten einen sehr guten Grand Prix zeigen, bis auf einen kleinen Taktfehler im ersten starken Trab haben alle Lektionen sehr gut geklappt und wir erhielten über 75%, knapp unter unserem Rekord. Ich war super zufrieden, meinen Teil zur guten Mannschaftsleistung gebracht zu haben. Wir wurden insgesamt 8. in der Teamwertung, eine recht gute Leistung, die uns jedoch nicht erlaubte, als Mannschaft in die zweite Teamwertung, den Grand Prix Special zu kommen. Pierre Volla und ich hatten es aber als Einzelreiter geschafft.

Am nächsten Tag stand also schon der Grand Prix Special auf der Tagesordnung. Diesmal bei sehr schwüler Hitze über 30 Grad im Gegensatz zu den kühlen und regnerischen Tagen zuvor. Wir hatten schon eine recht kurze Vorbereitungszeit von nur 30 Minuten angesetzt, dennoch merkte ich, dass Don Luis etwas müde war. Wir zeigten dann einen ganz ordentlichen Grand Prix Special mit Höhepunkten, allerdings sind uns zu viele Fehler unterlaufen, die leider so teuer waren, dass die Note von knapp 73% nicht mehr für den Einzug in das Kürfinale reichten. Das war schon enttäuschend, denn unser Ziel war es, unsere vielgelobte Kür von Rotterdam zu zeigen.

Don Luis ist inzwischen gesund zuhause angekommen und wird nun eine längere Turnierpause bekommen. Zuerst darf er sich rundum von den Strapazen erholen. Er geht täglich auf die Weide, bekommt Massagen, darf ins Gelände und auf sein Paddock.

Anschließend möchte ich mir als Konsequenz der Gespräche und Analysen, die wir in den letzten Tagen gemacht haben, ganz viel Zeit nehmen, Don Luis konditionell und kräftemäßig optimal aufzubauen. Denn ich denke, das war ein - wenn nicht der wichtigste - Punkt, warum wir es nicht bis ins Finale geschafft hatten. Es war nicht einfach, während der Turnierphase von März bis August genügend Kraft und Kondition zwischen den Turnieren aufzubauen. Erst wenn ich das Gefühl habe, Don Luis ist in dieser Hinsicht optimal aufgebaut, möchte ich ihn wieder auf Turnieren vorstellen, denn ich bin sehr zuversichtlich, dass Don Luis sich noch weiter steigern kann und mich und seine Fans auf internationalen Turnieren mit seiner Leichtigkeit und Eleganz erfreuen wird.

So wird Ricardo die Herbstturniere in 2016 bestreiten, darauf freue ich mich sehr.

Zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei den vielen Menschen bedanken, die mir mit SMS, Emails und Anrufen gezeigt haben, dass sie hinter mir stehen, mitfiebern, sich mit mir freuen, wenn alles gut geht und zu mir halten, wenn es eben nicht ganz so gut läuft: VIELEN LIEBEN DANK!

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